Die Creuzburger Stadtmauer
Vor 800 Jahren begann der Bau der Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen und Toren. Sie war ca. 1200 Meter lang und hatte das Eisenacher Tor zur Werrabrücke hin, das Frauentor am Beginn der heutigen Bahnhofstraße, das Klostertor an der Talstraße nach Mihla und die Minkenpforte (Mönchspforte) als Zugang zu den Werrawiesen. Das Eisenacher Tor war eine Doppeltoranlage mit flankierenden Mauern, d.h. Wagen, die in die Stadt wollten, mussten zwischen den Toren anhalten und konnten da kontrolliert werden. Unmittelbar vor dem Frauentor lag die „Altstadt“ mit der Frauenkirche (Gottesackerkirche) am Berg. Die drei Tore waren durch Türme gesichert, die sich im Wappen von Creuzburg widerspiegeln. Die Mauer hatte noch weitere Türme, von denen teilweise noch Reste zu sehen sind und Wehrgänge auf der Innenseite. Der größte Turm stand im Eisfeld und war 68 bis 70 Fuß hoch (ca. 20 Meter). Die Mauer war wohl durchschnittlich vier Meter hoch, bis zu 10 Meter an der Gottesackerkirche und einen halben bis zu zwei Meter breit. Baumaterial waren überwiegend Bruchsteine aus Kalk oder Sandstein, die mit Kalkmörtel in der Schalenmauertechnik verbaut wurden. Der Zwischenraum wurde mit Steinen und Ziegelschutt aufgefüllt und mit magerem Kalkmörtel oder Lehm verfestigt. An der Innenseite der Mauer lief ein Patrouillenweg von 3 bis 5 Meter Breite entlang, der mit Kies/Schotter befestigt war. Nach außen erschwerten Gräben den Zugang zur Mauer, die zum Teil bis zu 10 Meter breit und im Bereich der Werra mit Wasser gefüllt waren. Die Tore wurden zu Zeiten Napoleons abgebrochen (sie waren zu eng für Militärfahrzeuge).
In die Bauzeit der Stadtmauer fällt auch die für 1213 überlieferte Verleihung der Stadtrechte an die neue Stadt, deren Gründung schon nach 1170 (kaiserliche Bestätigung des Creuzburger Besitzes an Landgraf Ludwig II.) geplant und durch Umsiedlung der Orte Milingen, Kolbendorf (beim Kloster), Rumpfreyn und Hepsberg (am Herzberg) mit ihren Einwohnern und sogar Häusern neben die „Altstadt“ am Fuße der Creuzburg realisiert wurde.
Im Außenbereich der Stadt gab es Landwehren, d.h. Gräben, Wälle und Dornenheckenreihen, die sich bis Volteroda hinzogen mit Warten und (bewachten) Durchfahrtsmöglichkeiten. Der Flurname Lambertsgraben weist auf eine solche Landwehr hin. Auch im Bereich des Klosters gab es Landwehren und auf der anderen Seite der Werra. Es ist sogar von einer „Ebenauer Burg“ in einer Sage die Rede.
Karl-Heinz Michel